Digitalisierungshemmnisse abbauen

Welche Digitalisierungshemmnisse sehen die Einrichtungen?

Ziel des Einsatzes digitaler Techniken sind Erleichterungen für Mitarbeiter:innen, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie eine höhere Qualität bei der Versorgung der Pflegebedürftigen. Dennoch wird das Potenzial digitaler Technik nicht ausgeschöpft. Dabei sind die Gründe für eine geringe oder fehlende Nutzung der digitalen Hilfsmittel und Technologien vielfältig.

Fehlende technische Lösungen und fehlende Infrastruktur

Aus Sicht der Führungskräfte liegt der Hauptgrund für eine ungenügende Nutzung digitaler Hilfsmittel und Technik in einer fehlenden Infrastruktur zur digitalen Vernetzung im Gesundheitswesen. Knapp acht von zehn befragten Führungskräften geben diesen Grund an – vermutlich auch deshalb, weil sie viele Verwaltungsaufgaben ausüben, bei denen digitale Tools eine große Hilfe wären. Viele Führungskräfte haben auch die Möglichkeit der offenen Nennungen genutzt, um ihre Unzufriedenheit mit der Vernetzung im Gesundheitswesen zu äußern. Beispiele hierfür sind die mangelnde Ausgestaltung der digitalen Patientenakte oder die Notwendigkeit, Papierformulare an die Pflegekassen zu schicken oder die fehlenden Möglichkeiten mit Arztpraxen digital zu kommunizieren. Die fehlende Infrastruktur zur Vernetzung im Gesundheitswesen nennen die Hälfte der Pflegekräfte ebenfalls häufig als Hindernis.

Weitere Gründe aus Sicht der Führungskräfte für eine fehlende Nutzung sind zu hohe Kosten für den Ausbau der IT-Infrastruktur und/oder den Support in der Einrichtung (54,8 Prozent) sowie zu hohe Anforderungen an den Datenschutz (53,4 Prozent). So benötigen Führungskräfte und Mitarbeiter:innen klare Informationen, wie der Datenschutz eingehalten werden muss. Dies umfasst sowohl den Umgang mit internen Daten, aber auch die Weitergabe von Informationen an Dritte.

Auch die Pflegekräfte bewerten die Anforderungen an den Datenschutz als problematisch (55,9 Prozent). Zudem scheitert aber auch aus Sicht der Mitarbeiter:innen die Nutzung digitaler Technik an äußeren Gegebenheiten. Sie nennen hier das schlechte oder fehlende Internet (63,1 Prozent), was von Führungskräften deutlich seltener bemängelt wird (26,0 Prozent), möglicherweise weil es in den Büroräumen einen funktionierenden Internetanschluss gibt, aber nicht in allen Patientenzimmern. 43,2 Prozent der Pflegekräfte und 46,6 Prozent der Führungskräfte nennen zudem das Fehlen passender technischer Lösungen als Hemmnis.

Überforderung und Zeitmangel

Haupthemmnis aus Sicht der Pflegekräfte ist die Angst, dass die Kolleg:innen bei der Nutzung digitaler Technologien überfordert sind. Knapp zwei von drei Pflegekräften stimmen dieser Aussage zu. Während sie die Überforderung der Kolleg:innen fürchten, trauen sie sich selbst den Umgang mit digitalen Geräten jedoch zu und sind auch bereit, den Umgang mit neuen technischen Hilfsmitteln zu lernen. Dieser vermeintliche Widerspruch zeigt, wie wichtig es ist, die Mitarbeiter:innen über die Veränderungsprozesse zu informieren, sie zu beteiligen und bei der Umsetzung zu begleiten – so lassen sich Ängste vor Überforderung abbauen. Pflegekräfte und Führungskräfte schätzen dieses Hemmnis unterschiedlich ein. So spielen Überforderung der Beschäftigten für Führungskräfte lediglich eine weniger wichtige Rolle, nicht einmal jede zweite Führungskraft (42,5 Prozent) nennt sie als Ursache für eine fehlende Nutzung digitaler Anwendungen.

Die fehlende Zeit für die Einführung neuer Technologien sehen sowohl Pflegekräfte als auch Führungskräfte als kritisch. So stimmen 51,4 Prozent der Pflegekräfte der Aussage, dass es zu wenig Zeit gibt neue Dinge zu lernen zu sowie 49,5 Prozent der Führungskräfte der Aussage, es gibt zu wenig Zeit Neuerungen einzuführen.

Als deutlich weniger relevant für die mangelnde Nutzung digitaler Hilfsmittel und Technik in ihrem Arbeitsalltag sehen sowohl Pflege- als auch Führungskräfte, die Sorge, dass Pflegebedürftige die neue Technik nicht akzeptieren könnten (26,1 bzw. 23,3 Prozent).  Auch eine mögliche Überförderung der Führungskräfte wird als weniger relevant bewertet. Wobei dieser Punkt eher von Pflegekräften (33,3 Prozent), als von Führungskräften selbst (17,8 Prozent) gesehen wird.  

Eine mangelnde Innovativität der Träger sehen Führungskräfte und Pflegekräfte als geringstes Hemmnis an, allerdings unterscheiden sich hier die Zustimmungsraten deutlich. Während lediglich 1,4 Prozent der befragten Führungskräfte diesen Punkt als Grund für eine schwierige Nutzung digitaler Hilfsmittel und Technik sehen, gibt diesen Punkt knapp jede vierte befragte Pflegekraft an (24,3 Prozent).

Gründe für fehlende Nutzung digitaler Hilfsmittel und Technik, in Prozent

Quelle: IW-Führungskräftebefragung Altenpflege NRW (N=73) und IW-Pflegekräftebefragung Altenpflege NRW (N=111)

Wenn die technischen Grundvoraussetzungen in Form eines funktionierenden Internets nicht gegeben sind, dann kann die Digitalisierung nicht voranschreiten. Hier ist es wichtig, dass die notwendige Infrastruktur bereitgestellt wird.

Viele andere Hemmnissen können die Einrichtungen zumindest teilweise beeinflussen oder abbauen. Finanzielle Hemmnisse können durch öffentliche Unterstützungsangebote gemildert werden. Der Angst vor Überforderung kann durch Weiterbildung oder durch eine Einbeziehung der Mitarbeiter:innen in die  Veränderungsprozessen entgegen gewirkt werden.

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