Wie digital ist die Altenpflege? – Der Digitalisierungsgrad in der Altenpflege

Aktuelle Herausforderungen in der Altenpflege

Die Pflegebranche steht zunehmend unter Druck. Neben den aktuellen Herausforderungen der Corona-Krise steigt der Bedarf an gut qualifizierten Pflegekräften insbesondere durch den demografischen Wandel in Deutschland. Neue digitale Techniken gewinnen auch in der Pflegebranche an Bedeutung. Hierzu gehören nicht nur die zunehmende Digitalisierung von organisatorischen und Verwaltungsaufgaben. Durch Corona hat auch die digitale Kommunikation mit Pflegebedürftigen sowie mit Kollegen und Vorgesetzen an Bedeutung gewonnen.

Eine digital gestützte Weiterentwicklung der Pflege kann helfen, die bestehenden Potentiale der pflegerische Versorgung weiter auszubauen und attraktivere Rahmenbedingungen für Mitarbeitende zu schaffen und eine qualitativ hochwertige Versorgung in der Pflege sicherzustellen. Um das Potenzial digitaler Technik auszuloten, gibt der folgende Text einen Überblick, wie stark einzelne Tätigkeiten in den ambulanten und stationären Altenpflegeeinrichtungen in NRW bereits digitalisiert sind. Die Daten stammen aus Befragungen von Altenpflegekräften sowie von Führungskräften.

 

Der Digitalisierungsgrad in der Altenpflege

Sowohl Führungskräfte als auch Pflegekräfte sehen die Digitalisierung in der Altenpflege als ausbaufähig an. Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 bedeutet, dass die Pflegeaufgaben fast ausschließlich manuell bzw. klassisch erledigt werden und 10 bedeutet, dass Pflegeaufgaben aktuell fast ausschließlich digital erledigt werden, bewerten Führungskräfte organisatorische Aufgaben als am stärkten digitalisiert. Hierzu gehören neben allgemeinen Verwaltungstätigkeiten (Digitalisierungsgrad 8,14), Aufgaben der Nachwuchsgewinnung (Digitalisierungsgrad 7,08) sowie Aufgaben des pflegerischen Qualitätsmanagements (Digitalisierungsgrad 6,93). 

Sowohl Pflegekräften als auch Führungskräften geben an, dass Verwaltungsaufgaben auf der Station ebenfalls eher digital ausgeübt werden. Hierzu gehört die Pflegekräfteeinsatzplanung (Digitalisierungsgrad Pflegekräfte 7,24; Digitalisierungsgrad Führungskräfte 7,78), die Pflegedokumentation und Medikamenten-Dokumentation (Digitalisierungsgrad Pflegekräfte 6,94; Digitalisierungsgrad Führungskräfte 5,79), sowie die Bestellung von Hilfs- und Heilmitteln (Digitalisierungsgrad Pflegekräfte 5,50; Digitalisierungsgrad Führungskräfte 5,56).

Unterschiede hinsichtlich der Bewertung der Digitalisierung zwischen Führungskräften und Pflegekräften gibt es bei den Aufgaben am Patienten, bei der Fort- und Weiterbildung sowie bei Teilbereichen der Kommunikation.

Pflegekräfte bewerten den Digitalisierungsgrad im Bereich der Aufgaben am Patienten durchweg höher als Führungskräfte (im Schnitt um 1,7 Punkte). Hierzu gehören die Grund- und Behandlungspflege, die pflegerische Diagnostik, Therapie und Unterhaltungsangebote sowie Monitoring und Überwachung.  Die größten Abweichungen gibt es bei der Grund- und Behandlungspflege, die Pflegekräfte mit einem Digitalisierungsgrad von 4,73 und Führungskräfte mit einem Wert von 2,25 bewerten. Die geringsten Unterschiede gibt es im Bereich des Monitorings und der Patientenüberwachung, den Digitalisierungsgrad dieser Tätigkeit bewerten Pflegekräfte mit 3,87 und Führungskräfte mit 3,35.

Hingegen werden Kommunikationsprozesse, mit Ausnahme der Kommunikation mit Dritten, von Pflegekräften als weniger digital eingeschätzt. Die größte Abweichung tritt bei der Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzen auf. Führungskräfte bewerten diese mit einem Digitalisierungsgrad von 5,12, während Pflegekräfte diesen Bereich als deutlich weniger digital empfinden (Digitalisierungsgrad 3,76). Lediglich die Kommunikation mit Dritten sehen Pflegekräften stärker digitalisiert als Führungskräfte (Digitalisierungsgrad 4,20 vs., 3,24).