Innovationen vorantreiben: Entlastung und Eigenständigkeit durch Technikeinsatz

Das Sozialwerk St. Georg ist ein dezentral organisiertes soziales Dienstleistungsunternehmen mit rund 150 Standorten in Nordrhein-Westfalen.

Smarte Lösungen werden im Sozialwerk schon seit vielen Jahren eingesetzt und konsequent weiterentwickelt. 2021 wurden die Demenz-WGs mit dem Smart Home Deutschland Award ausgezeichnet. Gemeinsam mit einem langjährigen Technikpartner forciert das Sozialwerk St. Georg eine partizipative Technik- und Konzeptentwicklung. Das Ziel hierbei ist die gemeinsame Erarbeitung tragfähiger digitaler Angebote, die den Bedarfen der Pflegekräfte gerecht werden und zugleich zur Versorgungsqualität beitragen. Die smarten Wohngemeinschaften zeichnen sich vor allem durch den Einsatz von Sensoren aus, die über das Telefon Pflegekräfte über verschiedene Geschehnisse informieren. Bewegungsmelder informieren das Personal, wenn Türen oder Fenster geöffnet werden. Andere Sensoren melden, wenn eine gangunsichere oder demenziell beeinträchtigte Person das Bett eigenständig verlässt. Auf diese Weise können Pflegekräfte sofort reagieren und Gefährdungen minimieren. Durch eine Kopplung der Sensortechnik mit Künstlicher Intelligenz (KI) soll zukünftig noch mehr möglich sein. In einem Projekt wird derzeit der Frage nachgegangen, ob man aus den Sensorinformationen mittels KI Entscheidungen für Betreuungs- oder Assistenznotwendigkeiten sowie Maßnahmen für eine individueller gestaltete Pflege ableiten kann.

Bei dem Einsatz digitaler Techniken steht der ethische Aspekt sowie die Stärkung der Selbstbestimmung der Klienten und Klientinnen im Vordergrund. Das Sozialwerk St. Georg wählt die genutzten Maßnahmen daher genau aus, wie die Geschäftsführung betont: „es gibt keine verschlossene Tür, es gibt keine Kamera und keine es gibt keine GPS-Tracker. (…) Das lehnen wir ab aus ethischen Gründen.“ Die Sensorsysteme, die über das Öffnen von Fenstern oder Türen informieren, ermöglichen ein schnelles und menschliches Eingreifen im persönlichen Kontakt durch das Pflegepersonal. Sie erhöhen die Versorgungssicherheit und machen die Arbeit zugleich humaner: „denn nichts ist so reglementierend wie eine Tür, die sich nicht öffnen lässt.“

Der Einsatz weiterer Sensortechnik wird zudem als Möglichkeit diskutiert, Pflegefachkräfte weiter zu entlasten und Pflegehilfskräfte besser in die Arbeit zu integrieren. Durch einfache Erinnerungen der Pflegehilfskräfte, Patienten umzulagern, oder bei hohen Temperaturen öfter Wasser anzureichen und für eine angemessene Klimatisierung zu sorgen, könnten Hilfskräfte zukünftig besser in Pflegeprozesse integriert werden. Denn dies sind oftmals Dinge, die im Alltagsstress ggf. untergehen oder auch von Hilfskräften nicht wahrgenommen werden, weil das Fachwissen fehlt. Wichtig für die Geschäftsführung ist dabei, dass keine „Schnickschnack-Technik“ angeschafft wird, die zwar beeindruckt, aber nur einen geringen Mehrwert hat und nicht zur Entlastung von Mitarbeitenden beitragen kann.

Take-Home-Botschaft: Eine gemeinsame Technikentwicklung mit Herstellern bietet die Chance einer bedarfsgerechten Gestaltung von Technik - für Pflegebedürftige und Pflegekräfte. Der Fokus sollte hierbei nicht darauf liegen, was alles möglich ist, sondern vielmehr darauf, was zur Entlastung der Pflegekräfte beitragen kann und zugleich ethisch vertretbar ist, und die Selbstbestimmung und Autonomie der pflegebedürftigen Personen fördert.