Pflege und Technologien in der (Weiter-)Qualifizierung zusammen denken
Die Qualifizierung und kontinuierliche Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden stellt alle Einrichtungen vor diverse Herausforderungen: So umfasst der inhaltliche Qualifizierungsbedarf nicht mehr ausschließlich pflegefachliche Kenntnisse, sondern auch digitale Kompetenzen. Zudem müssen die verschiedenen Qualifizierungsmaßnahmen organisiert und für Mitarbeiter:innen sinnvoll in die Arbeitszeit eingegliedert werden. Aufgrund – oft – sehr heterogener Mitarbeiterschaften (hinsichtlich ihrer Kompetenzen, Einstellungen und Bedürfnisse), versuchen einige Einrichtungen auch die unterschiedlichen Qualifizierungsniveaus zu berücksichtigen. Letztlich stehen Pflegeeinrichtungen bei der Auswahl von externen Qualifizierungsmaßnahmen vor einer großen Anbietervielfalt. Vor diesem Hintergrund stellt sich daher die Frage: Wie können die umfassenden Qualifizierungsmaßnahmen sinnvoll in einer Einrichtung organisiert werden?
Die frei gemeinnützige katholische Stiftung zu den Heiligen Fabian und Sebastian in der Gemeinde Rosendahl stützt eine Vielfalt ihrer Arbeitsprozesse auf digitale Technologien: Es werden sowohl Prozesse in der Versorgung (bspw. die Inkontinenzversorgung per App), administrative Pflegeprozesse (bspw. Dokumentation per Branchensoftware über Tablets) als auch allgemeine Verwaltungsprozesse (Dienstplanung und Kommunikation über Office-Anwendungen) und soziale Betreuungsangebote für die Bewohner:innen (Tablet- und Whiteboardnutzung zur Freizeitgestaltung) digital gestützt organisiert. Die Arbeit in der Einrichtung erfordert von den Mitarbeitenden daher, zusätzlich zur pflegefachlichen Expertise, auch grundlegende EDV-Kenntnisse. Bei der Qualifizierung der Mitarbeiter:innen setzt die Stiftung zu den Heiligen Fabian und Sebastian auf eine Kombination von externen Angeboten und praxisnahen, mitarbeitersensiblen internen Qualifizierungsmaßnahmen.
Die externen Qualifizierungsangebote werden in der Einrichtung über Kooperationen mit Technikpartnern (bspw. Softwareanbieter) sowie Pflegeschulen und assoziierten Wohlfahrtsverbänden organisiert. Die Angebote umfassen hier sowohl klassische Ein-Tages-Seminare (bspw. passgenaue Herstellerschulungen zur Pflegedokumentation oder Seminare zu Office-Anwendungen in Pflegeschulen) als auch Lernvideos und Online-Angebote. Die Angebote richten sich grundsätzlich an alle Mitarbeitenden und können während der Arbeitszeit in Anspruch genommen werden. Um den unterschiedlichen individuellen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, wurde der Qualifizierungsbedarf in der Einrichtung zu Beginn eines Digitalisierungsvorhabens systematisch über einen Fragebogen erfragt. Da die Ergebnisse zeigten, dass einigen Mitarbeitenden EDV-Grundkenntnisse fehlten, wurden Seminare zu grundlegenden EDV-Kenntnissen (bspw. Nutzung von Mailprogrammen) geplant. Um Mitarbeitenden mit wenig Technikerfahrungen auch im Arbeitsalltag bei der tatsächlichen Nutzung zu unterstützen, bieten Führungskräfte (Pflegedienstleitungen) in der Einrichtung Einzelgespräche an, um Lösungen aufzuzeigen und Ängste vor Fehlern in der Bedienung zu nehmen. Als zusätzliche Maßnahme zu externen Schulungen, die teilweise von den Mitarbeitenden als zu theoretisch und zu weit weg vom Arbeitsalltag empfunden werden, werden von Führungskräften interne Schulungen in Kleingruppen angeboten, in denen bestimmte Arbeitsprozesse in der digitalen Pflegedokumentation vermittelt werden. Gleichzeitig können die Pflege-Expertenstandards, die in der Einrichtung gelten, weiderholt und vertieft werden. Die Schulungen sollen so nicht nur die korrekte Bedienung sicherstellen, sondern auch den Mitarbeitenden praxisnah den Mehrwert der Software für den Pflegealltag vermitteln.
Take-Home-Botschaft: Die gleichzeitige Vermittlung von digitalen Kompetenzen und dazugehörigen pflegefachlichen Arbeitsabläufen, kann dabei helfen, den Mehrwert von Technologien in der Pflege zu vermitteln und eine kompetente Nutzung im Alltag erfolgreich anzuleiten.